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Düngen: wichtige Information©stock.adobe.com/Bits and Splits

17.09.2024 Redaktion agrajo

Düngen: Das solltest du darüber wissen

Düngen: Das solltest du darüber wissen

Es gibt einige Dinge, die fast sämtliche grünen Berufe miteinander verbinden. Dazu gehört nicht nur der Themenkomplex Natur mit Bestandteilen wie Tier- und Pflanzenwelt, sondern ebenso das Düngen. 

Sowohl diese Tätigkeit als auch das dahinterstehende Material in Form des Düngers sind buchstäblich „eine Wissenschaft für sich“ – in der sich zudem viel Halb- und Falschwissen tummelt. Wir zeigen dir deshalb jetzt die wichtigsten Wissens-Basics, die du als angehender Grünberufler definitiv kennen solltest.

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1. Düngen hat immer einen erklärten Zweck

Es mag vielleicht wie eine Fangfrage klingen, ist aber absolut berechtigt: Warum düngt man eigentlich? Die Antwort: Jede Pflanze hat einen ganz spezifischen Bedarf. Er setzt sich zusammen aus

  • Licht,
  • Luft,
  • Nährstoffen,
  • Wärme und 
  • Wasser.

Normalerweise bezieht eine Pflanze alle Näherstoffe aus der Erde, genauer gesagt nimmt sie sie automatisch auf, wenn sie über die Wurzeln Wasser anzieht. Zu einem deutlich geringeren Teil können auch die Blätter Nährstoffe aufnehmen (das nennt sich dann Blattdüngung) Aber: Nicht immer sind alle Näherstoffe, welche die Pflanze benötigt, am Standort in ausreichender Menge bzw. Verhältnismäßigkeit vorhanden – oder zumindest nicht genug, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

Düngen dient also immer dem Primärzweck, die Nährstoffversorgung der Pflanze im Vergleich zu den lokalen Gegebenheiten zu verbessern, um die von der Pflanze erwarteten Resultate zu optimieren – egal ob Wachstum, Ertrag oder Qualität. 

Nebenbei düngt man ebenso, um die Fruchtbarkeit eines Bodens langfristig zu erhalten. Denn durch Auswaschung und nicht zuletzt den Verbrauch durch die Pflanzen besteht andernfalls die Gefahr für eine langfristige Fruchtbarkeitsreduktion. Das gilt besonders dort, wo nicht durch einen natürlichen Kreislauf mit Verrottungsprozessen alles wieder zurückgeführt wird.

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2. Jede Pflanze hat einen anderen Nährstoffbedarf – daher sind Dünger häufig spezialisiert

Bei vielen Landwirten wechselt sich das, was sie pro Saison auf einem Feld anpflanzen, immer wieder ab. Daher greifen solche Profis oftmals (wenngleich nicht immer) zu sogenannten Voll- oder Universaldüngern. Die enthalten verschiedene Nährstoffe in gleichhoher Konzentration. Allerdings: Das ist eher eine Maßnahme, durch welche die allgemeine Bodenfruchtbarkeit gleichhoch bleibt und der Bauer eine Menge Zeit, Energie und Kosten spart – er muss einfach seltener düngen. 

Denn: Welche Nährstoffe Pflanzen in welcher Menge benötigen, unterscheidet sich stark voneinander. Abseits der Landwirtschaft, wo es um generell kleinere Maßstäbe geht, sind die Mittel deutlich diversifizierter und spezialisierter. Spezielle Mixturen für die Ansprüche von Rasen, Spezialdünger für Beerenpflanzen, Tomaten oder die Bedürfnisse von Ziergewächsgruppen wie Rhododendron und Azaleen. 

In solchen Maßstäben – und somit nicht zuletzt im Bereich Privatgärten und Gartenbau – ist das meistens ökonomischer. Denn bei der Methode „seltener, dafür universeller düngen“, besteht immer die Gefahr, dass aktuell nicht benötigte Nährstoffe in tiefere Bodenschichten gewaschen werden. 

Das macht für den Landwirt weniger etwas aus. Er bringt Tieferliegendes sowieso durch Pflügen und Fräsen wieder nach oben – wenigstens teilweise. In anderen Bereichen, wo mitunter jahrzehntelang dieselben Pflanzen in einem Bereich wachsen, wäre es hingegen oft teuer und unnötig. 


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3. Man kann es mit dem Düngen auch übertreiben

Was ihre „Nahrung“ anbelangt, sind Pflanzen nicht anders als du: Irgendwann passt einfach nichts mehr hinein. Erdreich dagegen kann unter verschiedenen Umständen deutlich mehr Nährstoffe aufnehmen. Doch die Krume ist irgendwann ebenfalls gesättigt. Sind dann noch zu viele düngerbedingte Nährstoffe für den aktuellen Pflanzenbedarf vorhanden oder wird gar nochmal nachgedüngt, entsteht eine Überdüngung.

Dadurch werden die überschüssigen Nährstoffe ausgeschwemmt und geraten ins Grundwasser – und von dort in naheliegende Gewässer und schließlich die Meere. Die Folgen sind verheerend, weil insbesondere der Stickstoff unkontrollierbar reagiert und so beispielsweise Gewässer „kippen“ lässt oder über das Trinkwasser als schädliches Nitrat in unsere Körper gelangt. Zudem kann Überdüngung den pH-Wert des Bodens verändern und somit bei der Pflanze das Gegenteil des Gewünschten erreichen.

Nicht zuletzt können im Erdreich lebende Bakterien insbesondere Stickstoffverbindungen chemisch umwandeln. Es entsteht Distickstoffmonoxid und damit ein Treibhausgas, das noch gravierender in der Atmosphäre wirkt als Kohlenstoffdioxid.

Übrigens kann es bereits viel helfen, Dünger so dicht wie möglich an der Pflanze auszubringen, statt ihn großzügig über das Areal zu verteilen – das ist zudem deutlich ökonomischer.

Düngen: Das solltest du wissen!
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4. Gezielte Analyse kann Düngen effektiver und günstiger machen

Immer dann, wenn eines der in Punkt 1 genannten Pflanzenbedürfnisse nicht in ausreichender Form zur Verfügung steht, wird die Entwicklung in irgendeiner Form gehemmt. Ein mangelnder Nährstoffbedarf ist jedoch am komplexesten zu diagnostizieren – denn es gibt nicht nur 

  • Mikronährstoffe und
  • Makronährstoffe,

sondern in jeder Gruppe verschiedenste einzelne Nährstoffe. Heißt, sofern Licht, Wärme, Luft und Wasser in ausreichender Menge vorhanden sind, die Pflanze aber trotzdem „kränkelt“, lässt sich nur auf wissenschaftlichem Weg herausfinden, woran es genau mangelt.

Profis und Privatleute lassen deshalb gleichermaßen ihre Böden vielfach analysieren; bei Landwirten ist das aufgrund von Compliance-Regularien sogar Pflicht. Meist sind Landwirtschaftskammern dafür zentrale Ansprechpartner.

Die vier positiven Folgen der Analyse:

  1. Es ist exakt bekannt, wie sich die Nährstoffe und der pH-Wert des Bodens zusammensetzen.
  2. Durch Vergleich mit dem bekannten Bedarf der Pflanze kann in Art und Menge gezielt gedüngt werden. Das sorgt für optimale Entwicklung.
  3. Eine Fehl- oder Überdüngung ist nahezu ausgeschlossen.
  4. Es muss nur exakt so viel Dünger beschafft und ausgebracht werden, wie unbedingt nötig. Also maximaler Effekt für minimalen Aufwand und Kosten.

Im Idealfall besagt eine solche Analyse sogar: Alles in bester Ordnung, aktuell kein zusätzliches Düngen erforderlich.

5. Es muss nicht immer synthetischer Dünger sein

Zugegeben, die Erfindung des „Kunstdüngers“ war einer der wichtigsten Meilensteine der Menschheit. Denn ohne ihn ließe sich – je nach Berechnung – nach derzeitigem Stand der Praxistauglichkeit nur eine Erdbevölkerung im Bereich von 1,5 bis 3 Milliarden Menschen ernähren. Aktuell (Frühling 2024) leben jedoch 8,14 Milliarden Menschen auf dem Planeten. Nicht umsonst bekamen zwei der wichtigsten Kunstdünger-Erfinder, Carl Bosch und Fritz Haber, Chemie-Nobelpreise verliehen.

Aber: Besonders deshalb, weil Kunstdünger 

  1. mehrheitlich aus Erdöl und -gas hergestellt wird und
  2. bei der Herstellung große Energiemengen benötigt werden,

sollte er bei allem Bedarf eher sparsam eingesetzt werden. Denn es gibt verschiedene natürlichere Wege, um vergleichbare Effekte zu erzielen. Das sind:

  • Naturdünger: Düngemittel, die ohne größere Weiterverarbeitung direkt genutzt werden können. Etwa Guano – mit Kalkstein reagierte Seevogelexkremente.
  • Sekundärrohstoffdünger: Dünger, der aus organischen Resten und Abfallstoffen gewonnen wird. Beispielsweise speziell für die Gründüngung angepflanzte Pflanzen, die untergemulcht werden, oder Abfälle aus der Schlachtindustrie.
  • Wirtschaftsdünger: Diese Düngemittel ähneln Sekundärrohstoffdünger, entstehen aber explizit als Abfallprodukte der Landwirtschaft. Namentlich Mist, Jauche und Ähnliches.

Erneut gelten hierbei für Landwirte sogar diverse Pflichten. Beispielsweise klare Regeln, wie und wann Gülle ausgebracht werden darf. Das leitet uns abermals zu einem weiteren Wissensbaustein über:

Die verschiedenen Arten von Dünger
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6. Düngen ist in Deutschland und der EU scharf reguliert

Dünger ist wichtig. Er ist jedoch ein Gut, das nicht in unbegrenzter Menge zur Verfügung steht und das bei falscher Anwendung massive Schäden nach sich ziehen kann – bis hin zur Verschärfung des Klimawandels.

Daher existiert ein umfassendes Düngerecht. Es definiert und reguliert letzten Endes folgende Punkte: 

  1. Was als Dünger genutzt werden darf
  2. Welche Düngemengen ausgebracht werden dürfen
  3. Wann gedüngt werden darf – und wann nicht
  4. Wie der Dünger ausgebracht werden muss

Dabei werden nicht nur klassische Dünger einbezogen, sondern ebenso sogenannte Bodenhilfsstoffe und Pflanzenhilfsmittel sowie Kultursubstrate – das sind Stoffe, die ergänzend oder ersetzend als Pflanzgrund dienen. Denke etwa an diese „Kügelchen“, die in vielen Zimmerpflanzentöpfen stehen. Ähnliches wird teilweise im Freiland genutzt.

7. Düngen ist eine buchstäbliche Wissenschaft – und noch lange nicht am Ende

Seitdem der Mensch eine Mehrfelderwirtschaft „erfand“, düngt er bereits – wenngleich vielfach, ohne es wirklich zu wissen. Damit blicken wir auf eine Geschichte, die schon zu Zeiten des alten Roms begann. Selbst das auf biochemischen Erkenntnissen beruhende moderne Düngen ist gut und gerne 200 Jahre alt. 

Eines steht jedoch fest: Ausgeforscht ist in diesem Bereich noch lange nichts. Das gilt insbesondere unter dem Eindruck des Klimawandels, Maßnahmen zu dessen Bekämpfung und der wohl noch bis auf acht Milliarden Menschen anwachsenden Weltbevölkerung.

Die heutigen Forschungsschwerpunkte:

  1. Wie lässt sich düngen, ohne weitere nachteilige Effekte auf Klima, Natur und Umwelt zu generieren – oder diese idealerweise sogar zu reduzieren?
  2. Wie kann man gleichbleibend effektiv düngen, ohne auf die endlichen Vorräte von Erdöl und Erdgas zurückgreifen zu müssen?
  3. Wie lassen sich tierische Wirtschaftsdünger sowie tierbasierende Naturdüngemittel ersetzen, wenn die industrielle Massentierhaltung weltweit stark reduziert wird?

Vor allem letzteres ist komplex: Unter anderem zur Erreichung der Klimaziele ist es unverzichtbar, die tierbasierende Landwirtschaft massiv zu reduzieren. Dadurch reduziert sich aber ebenso das Aufkommen von Knochenmehl, Jauche und Co. – also alles wertvolle Nährstofflieferanten. 

Unter anderem zeigen die Verwendung von Algen sowie die viel stärkere Einbeziehung von zivilisatorischem Klärschlamm – also „menschliche Gülle“ – derzeit erste Erfolge. Allerdings erkennst du hieran ebenso Schwierigkeiten. Denn als man vor der Industrialisierung sehr stark mit menschlichen Exkrementen düngte, entstanden rasch Infektionskreisläufe. Klärschlämme müssen also sehr aufwendig gereinigt werden, um das zu vermeiden.


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