07.05.2015 ● Redaktion agrajo
Geballtes Netzwerken – Imken Krohn, DLG/IAB
Freitagmorgen, 8.30 Uhr. Fendt-Pressesprecher Sepp Nuscheler begrüßt die 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des DLG/IAB-Traineeprogramms und deren Betreuerin zur Werksbesichtigung in Marktoberdorf. Eine der Teilnehmerinnen begrüßt er ein bisschen herzlicher als die anderen: Imken Krohn kennt er schon. Sie absolvierte im Rahmen des Programms bereits ein Praktikum bei dem Landtechnikhersteller.
Auf das Traineeprogramm bin ich aufmerksam geworden, weil Flyer an unserer Uni in Kiel auslagen, erzählt die 28-Jährige. Eine meiner Kommilitoninnen hatte bereits daran teilgenommen und war total begeistert. Die Trainees haben einen guten Ruf in der Branche. Also entschloss sich Imken kurzfristig dazu, sich zu bewerben: Es steht schon lange fest, dass mein Bruder den Betrieb unserer Eltern übernehmen wird. Aber Landwirtschaft ist eine Lebenseinstellung. Daher möchte ich auf jeden Fall in der Branche bleiben und habe mich für ein Studium entschieden.
Kontakte und Einblicke
Nachdem sie ihr Bachelorstudium in Agrarwissenschaften 2012 abgeschlossen hat, befindet sie sich nun in den letzten Zügen ihres Masterstudiums Agribusiness. Dieses wird sie noch 2015 abschließen. Beim Traineeprogramm habe ich mich mit der Erwartung beworben, viele Kontakte zu knüpfen und bei möglichen künftigen Arbeitgebern Einblicke in die Unternehmen gewinnen zu können.Im Mai 2014 bewarb sich Imken für das Programm, im Juni sollte bereits das erste Treffen der Gruppe stattfinden. Nach der schriftlichen Bewerbung mit Lebenslauf, Motivationsschreiben, Zeugnissen sowie Bescheinigungen über Zusatzqualifikationen und ehrenamtliche Tätigkeiten musste sie sich beim Vorstellungsgespräch vor einem Gremium behaupten. Ich wurde gefragt, warum ich DLG-Trainee sein möchte. Offenbar konnte ich meine Person überzeugend präsentieren, erklärt sie lachend und streift sich die orangefarbene Warnweste für die Werksführung über
Bessere Praktika
Die Grundvoraussetzung, um am Traineeprogramm teilzunehmen, ist ein abgeschlossenes Studium. Natürlich habe ich bereits während des Studiums Praktika absolviert und begonnen, mir ein Netzwerk aufzubauen, erzählt sie und steigt mit der Gruppe in den Wagen, der sie zu den Traktor-Fertigungshallen bringt. Doch als Privatperson komme ich nicht unbedingt an die Praktikumsstellen heran, die die DLG vermitteln kann.
Außerdem hätten DLG-Trainees bei den Firmen einen anderen Stand als private Praktikanten: Bei Fendt musst ich zum Beispiel gar kein Vorstellungsgespräch führen. Herr Nuscheler weiß, dass die DLG bei den Bewerbern für das Traineeprogramm bereits hart selektiert. Von den 22 verfügbaren Plätzen wurden 2014/2015 zum Beispiel nur 16 vergeben. Der DLG ist es wichtig, dass die Teilnehmer mit dem Programm ihre beruflichen Ziele verfolgen und das Programm nutzen, diese auch zu erreichen. Das ist ein wichtiges Kriterium, das die Bewerber erfüllen und dem Gremium glaubhaft vermitteln müssen.
Viel Verantwortung
Bei den Fertigungshallen angekommen, steigt die Gruppe aus dem Wagen und folgt dem Werksführer durch die Produktionsstätte. Obwohl sie ihr Praktikum in der Abteilung Presse und Öffentlichkeitsarbeit absolvierte, kennt sich Imken hier schon aus. Unterwegs grüßt sie den ein oder anderen Mitarbeiter: Ich bekam ein eigenes Projekt und habe im Team das Konzept für eine Umweltbroschüre erarbeitet. Wir haben uns überlegt, wie diese gestaltet werden soll und natürlich auch, mit welchen Inhalten die Seiten gefüllt werden sollen.
In diesem Rahmen kam sie mit vielen Leuten im Unternehmen in Kontakt und lernte auch die anderen Abteilungen kennen: die Fertigung, die Forschung und Entwicklung und das Schulungszentrum. Auch in der Lackiererei war die 28-jährige Studentin schon. Hier bestaunen die 16 Traineeteilnehmer und deren Betreuerin gerade die Roboter, die die halbfertigen Traktoren für das Lackieren reinigen.
Aber auch außerhalb des Unternehmens war Imken unterwegs: Ich durfte auch für das Kundenmagazin schreiben. Dafür bin ich zu den Landwirten gefahren und habe sie zu ihren Fendt-Traktoren befragt. Außerdem habe ich Pressemitteilungen verfasst und News für die Homepage geschrieben. Sie freut sich, dass sie so ihr Know-how in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit weiter vertiefen konnte.
Straffes Programm
Beim DLG-Traineeprogramm sind mindestens zwei zwölfwöchige Praktika vorgesehen. Dazwischen erwarten die Teilnehmer Seminarblöcke rund um Management und Unternehmenspraxis: Themen wie Führungskräftetraining, Betriebswirtschaft oder Personalentwicklung bringen ihnen Referenten von Unternehmen aus der Agrarwirtschaft näher. Am Ende jeder Seminarwoche wird eine Abschlussarbeit geschrieben, entweder in Form einer Präsentation oder einer Klausur.
Und an mindestens zwei Abenden pro Woche lädt die DLG Firmenvertreter zum Gespräch mit den Traineeteilnehmern ein. Auch der Besuch von Veranstaltungen wie der DLG-Wintertagung oder der Grünen Woche gehört dazu, genauso wie Unternehmensbesichtigungen. Wir sehen sehr viel, knüpfen Kontakte und bekommen eine gute Orientierung, um herauszufinden, wo wir beruflich einmal hin möchten, fasst Imken zusammen.
Diese Woche standen Agrarmärkte und Logistik auf dem Programm. Nach dem viertägigen Seminar sind die Teilnehmer nun hier bei Fendt, um sich anzusehen, wie Logistik in der Praxis funktioniert. Nach der Werksbesichtigung werden die Trainees unter anderem über die Perspektiven und das Arbeiten bei Fendt aufgeklärt. Zudem haben Sie die Möglichkeit, sich mit Geschäftsführer Peter-Josef Paffen auszutauschen.
Danach geht es für Imken per Flugzeug zurück nach Hause nach Schleswig-Holstein. Sie muss noch etwas an ihrer Masterarbeit feilen, die sie in ein paar Wochen abgeben wird. Am Montag geht’s dann weiter zum zweiten Praktikum nach Mannheim zur Marketinggesellschaft Trio Group. DLG-Trainee zu sein ist schon sehr zeitintensiv. Die fordern einen ganz schön. Die Masterarbeit während des Programms zu schreiben, würde ich keinem empfehlen, gesteht sie lachend.
Perfekt vorbereitet
Doch im Hinblick auf ihren Berufseinstieg lohnt sich der ganze Stress: Ich bin viel selbstbewusster. Das Programm pusht meine Persönlichkeit enorm. Außerdem bekommen die Teilnehmer viel Handwerkszeug für den künftigen beruflichen Alltag vermittelt: Die Dinge, die wir im Studium theoretisch gelernt haben, werden in den Seminarblöcken nochmal auf praktische Art und Weise vertieft. Gerade im Personalbereich haben wir viel gruppendynamisch gelernt, zum Beispiel Verhandlungen oder Mitarbeitergespräche.
Imken ist sich sicher, dass sie auch ohne das DLG-Traineeprogramm einen Job bekommen würde. Trotzdem ist sie froh, sich dafür entschieden zu haben: Wir nehmen in so kurzer Zeit so viel mit. Ich fühle mich jetzt perfekt auf den Berufseinstieg vorbereitet.“
Das nächste Traineeprogramm beginnt am 24. August 2015 und endet am 20. Mai 2016. Alle, die sich dafür interessieren, können ihre schriftlichen Bewerbungsunterlagen bei Nicola Vohralik beziehungsweise Dr. Jobst von Schaaffhausen einreichen (traineeprogramm@DLG.org). Die Bewerbungsfrist endet, sobald alle Plätze vergeben sind. Alle weitere Informationen bekommen Sie auf der Homepage der DLG.
Dagmar Deutsch