06.08.2020 ● Redaktion agrajo
Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg
Im Neckarstädtchen Rottenburg stehen die stoffliche und energetische Nutzung des Walds, der Umgang mit der knappen Ressource Wasser sowie die internationale Entwicklungszusammenarbeit thematisch im Fokus. Die Hochschule ist konsequent nachhaltig ausgerichtet und dafür von der UNESCO ausgezeichnet worden.
Wo liegt die Hochschule Rottenburg?
Für die Studierenden ist darüber hinaus besonders interessant: Alle Vorlesungen finden auf dem überschaubaren Campus der kurzen Wege statt. Dieser liegt am Rande eines Lehr- und Forschungswalds mit knapp 2.500 Hektar Fläche. Somit ist die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg nicht nur die kleinste Exzellenzhochschule Deutschlands (Auszeichnung des Stifterverbands der Deutschen Wissenschaft), sondern gleichzeitig vermutlich auch die Hochschule mit der größten Lehr- und Forschungsfläche.
Wie entstand die HFR?
Die HFR hat ihre Ursprünge in der 1954 gegründeten Forstschule des Landes Baden-Württemberg. 1979 wurde auf dieser Basis die Fachhochschule Rottenburg als Hochschule für Forstwirtschaft neu errichtet und seit dem Jahr 2002 können Studierende sich mit weiteren agrar-nahen Themen wie erneuerbare Energien und ressourceneffizientes Bauen beschäftigen. Das Studium ist stark anwendungsbezogen. Zahlreiche Partnerschaften zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen, zur Industrie und Verwaltung sorgen für praxisnahe und thematisch vielfältige Forschungs- und Studienprojekte.
Herr Prof. Dr. Dr. h.c. Bastian Kaiser ist Rektor der Hochschule für Forstwirtschaft. Wir freuen uns sehr, dass er sich unseren Fragen gestellt hat. Er möchte euch die Hochschule Rottenburg vorstellen und erläutern, was das Studium an der HFR heute ausmacht.
Herr Prof. Dr. Dr. h.c. Bastian Kaiser ist zuständig für die Themenbereiche angewandte Betriebswirtschaft und internationale Entwicklungszusammenarbeit.
Die Hochschule Rottenburg hat ihre Wurzeln in der Ausbildung von Fachleuten der Forstwirtschaft. Seit wann werden weitere Studiengänge wie „Holzwirtschaft“ und „Erneuerbare Energien“ angeboten?
Die Hochschule war bis 2002 eine reine Forsthochschule. Diese Ausrichtung entstand in der Nachkriegszeit: Deutschland musste aufforsten, weil das Land die Kriegsschulden teilweise mit Holz bezahlte. Ab 2002 haben wir neue Studiengänge eingerichtet. Zunächst kam der Master-Studiengang Sustainable Energy Competence dazu, der sich mit Wirtschaft und Technik aller regenerativen Energieformen beschäftigt.
Ab 2007 fand eine fulminante Entwicklung statt, mit der Einführung der Bachelor-Studiengänge Erneuerbare Energien, Holzwirtschaft, Nachhaltiges Regionalmanagement und Ressourcenmanagement Wasser. Seit März 2015 haben wir einen weiteren Master-Studiengang: Ressourceneffizientes Bauen. Aktuell arbeiten wir an einem dritten Master-Studiengang.
Haben alle Ihre Studiengänge einen agrarwirtschaftlichen Kontext, zum Beispiel auch der Master-Studiengang Ressourceneffizientes Bauen?
Dieser Studiengang ist als weiterführender Master gedacht für Absolventen verschiedener Bachelor-Studiengänge. Inhaltlich geht es zwar um Bauen, aber dabei im Wesentlichen um den Ressourceneinsatz. Bei Baustoffen gibt es durchaus interessante Alternativen aus der Land- und Forstwirtschaft, zum Beispiel Dämmstoffe aus landwirtschaftlicher Produktion. Dieser Studiengang kann eine attraktive Ergänzung für Absolventen eines agrarwirtschaftlichen Bachelor-Studiums sein. Wir haben unsere Master-Studiengänge bewusst viersemestrig gestaltet, damit die Studierenden, die Bachelor-Studiengänge unterschiedlicher Disziplinen absolviert haben, im ersten Semester auf eine Ebene gebracht werden.
Welche Studienfächer ziehen die meisten Studierenden an?
Der größte Studiengang, der auch die stärkste Nachfrage verzeichnet, ist der Bachelor Forstwirtschaft. Aber auch die anderen Studiengänge sind hoch begehrt. In den vergangenen Jahren zählten wir in allen Fächern rund vier Bewerbungen pro Studienplatz.
Das heißt, es gibt einen Numerus Clausus?
An allen Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg sind praktisch alle Bachelor-Studiengänge mit einem Numerus Clausus versehen. Für Master-Studiengänge besteht eine separate Zulassungssatzung, die von der jeweiligen Hochschule erstellt wird. Wir haben das so geregelt, dass Studierende, die für einen Master-Studiengang zugelassen werden, zum besten Drittel ihres Bachelor-Studiengangs zählen müssen. Zusätzlich fordern wir ein Motivationsschreiben an und laden zu einem Bewerbungsgespräch ein. Uns geht es nicht nur um die Note, sondern auch um die Persönlichkeit und die Motivation.
Wie international ist das Studium in Rottenburg?
In allen Bachelor-Studiengängen findet im fünften Semester ein integriertes Praxissemester statt. Fast die Hälfte unserer Studierenden verbringt dieses Praxissemester im Ausland überwiegend in Entwicklungsländern. Im weiteren Studienverlauf ist die internationale Ausrichtung von Studiengang zu Studiengang etwas unterschiedlich.
Aber in allen Studiengängen stehen internationale Fragestellungen sowie mehrtägige internationale Exkursionen auf dem Programm. Wir forschen sehr stark international, wir haben zahlreiche Auslandspartnerschaften und sind international als Dienstleister tätig. Beispielsweise beraten wir einen Staat in Brasilien bei der Entwicklung eines Privatwald-Konzepts. Und wir beraten Japan beim Wiederaufbau der Forstverwaltung.
Wo werden Ihre Absolventen später vornehmlich tätig?
Die Arbeitsmarktchancen der Forststudenten sind ausgezeichnet. Fast alle Absolventen haben direkt nach dem Studienabschluss eine Stelle. In der Forstwirtschaft und den verwandten Bereichen ist die Stellung des öffentlichen Dienstes als Arbeitgebern zwar in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen, doch dafür setzten Privatisierung und Kommunalisierung sowie eine verstärkte Internationalisierung ein.
Wir bilden nach wie vor für den öffentlichen Dienst aus, aber die Beschäftigungsmöglichkeiten sind deutlich vielschichtiger als vor zehn Jahren. Etwa 15 Prozent unserer Absolventen nehmen eine Tätigkeit im Ausland auf.
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Die Studiengänge der Hochschule Rottenburg
Bachelor-Studium
B.Sc. Erneuerbare Energien
Das Studium geht über sieben Semester und enthält im fünften Semester ein Praxissemester. Zwei Vertiefungsrichtungen sind möglich: Energiesystemtechnik und Rohstoff- und Anlagenmanagement.
Das Studium kann im Winter- und Sommersemester begonnen werden und die Studierenden können wahlweise das Studienmodell Semester PLUS wählen, wodurch sich das Grundstudium um ein Semester verlängert. Zudem gibt es die Möglichkeit in angepasster Geschwindigkeit zu studieren.
B.Sc. Forstwirtschaft
In sieben Semester behandeln die Studierenden allgemeine forstwirtschaftliche Themen und Spezialthemen wie Landschaftsmanagement, Betriebs- und Holzwirtschaft sowie internationaler Holzhandel.
B.Sc. Holzwirtschaft
Der siebensemestrige Studiengang vermittelt Methoden und Fachkompetenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Rohstoffs Holz vom Baum bis zum Endprodukt. Es enthält zahlreiche Wahlmöglichkeiten.
B.Sc. Nachhaltiges Regionalmanagement
In den ersten beiden Semestern werden natur- und sozialwissenschaftliche Grundlagen gelehrt. Im Hauptstudium stehen zwei Spezialisierungen aus den Bereichen Tourismus, Regionalökonomie oder Naturschutz sowie ein Praxissemester auf dem Lehrplan.
B.Sc. Ressourcenmanagement Wasser
Umweltrecht und Energiewirtschaft, Tourismus und Risikomanagement rund um das Wasser sind einige der Lehrinhalte dieses siebensemestrigen Studiums. Im fünften Semester findet ein Praxissemester statt.
Master-Studium
M.Sc. Ressourceneffizientes Bauen
Die Studienteilnehmer erwerben Qualifikationen im Entwerfen und Gestalten zukunftsfähiger Bauformen vom Rohmaterial bis zum Endprodukt. Das Studium geht über vier Semester und gliedert sich in 14 Module.
M.Sc. Sustainable Energy Competence
Dieser kooperative Studiengang der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg, Hochschule für Technik Stuttgart und Hochschule für Technik Ulm geht über vier Semester. Im zweiten Semester bearbeitet jeder Studierende zwei Projekte.
Promotion
Absolventen mit Master- oder Diplomabschluss haben die Möglichkeit zur Promotion an der Hochschule Rottenburg in Kooperation mit einer Universität. Aktuell arbeiten acht Doktoranden an ihrer Dissertation, teilweise in Zusammenarbeit mit Universitäten im Ausland, teilweise zusammen mit Universitäten im gesamten Bundesgebiet.
Kontakt
Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR)
Schadenweilerhof
72108 Rottenburg a.N.
Tel. 07472 951-0
E-Mail: hfr@hs-rottenburg.de
www.hs-rottenburg.de
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