24.07.2024 ● judith.koehler
Agrarwirtschaft und Landwirtschaft: Welche Bereiche und Berufe gibt es?
Wie in vielen anderen Berufen auch, gibt es in der Landwirtschaft beziehungsweise Agrarwirtschaft nicht den einen klassischen Beruf. Doch was bedeutet Agrarwirtschaft und welche Tätigkeitsbereiche gibt es?
Lerne in unserem Beitrag die einzelnen Bereiche, Ausbildungswege und Berufsbilder der Agrarwirtschaft näher kennen!
Was ist Landwirtschaft oder Agrarwirtschaft?
Zur Landwirtschaft oder Agrarwirtschaft zählen mehrere Unterbranchen. Generell werden in der Landwirtschaft pflanzliche und tierische Erzeugnisse produziert. Die landwirtschaftliche Produktion umfasst den Ackerbau, Obstbau, Gemüsebau, Weinbau und Hopfenbau, die Grünlandnutzung sowie die Rinder-, Schweine- und Geflügelhaltung und Zucht. Es gibt demnach nicht die „klassische“ Landwirtschaft, da sich auch Landwirte auf einen Bereich innerhalb der Agrarwirtschaft spezialisieren.
Eine weitere Funktion der Landwirtschaft in neuerer Zeit: Äcker und landwirtschaftlich genutzte Flächen versorgen zahlreiche Industrien mit nachwachsenden Rohstoffen sowie Erneuerbaren Energien und leisten somit einen immer größeren Beitrag für die Energieversorgung.
Beruf Landwirt: typische Aufgaben in der Landwirtschaft
Zu den traditionellen Aufgaben der Landwirtschaft gehört es, land- und tierwirtschaftliche Produkte zu erzeugen, zu lagern, zu konservieren und zu vermarkten. Die Betriebe, ob familiengeführte Kleinbetriebe oder industrielle Großbetriebe, bestimmen weitgehend selbst, auf welche Unterbranchen sie sich konzentrieren oder welche sie kombinieren.
Das Führen eines landwirtschaftlichen Betriebs jeder Größenordnung verlangt auch typische betriebswirtschaftliche Aufgaben. Landwirte sind daher Experten in Dingen wie Kostenkalkulation, Rechnungserstellung, Führen der Stallbücher sowie Futtermittel- und Verbrauchsnachweise, Beobachtung der Preisentwicklungen auf regionalen, nationalen oder globalen Märkte und weiteren verwaltenden Tätigkeiten.
Landwirtschaft: Aufgaben im neuen Jahrhundert
Zu den neueren Aufgabenfeldern der Landwirtschaft zählen die Erzeugung von nachwachsenden Rohstoffen sowie ihre energetische Verwertung. Viele Betriebe der Landwirtschaft sind gleichzeitig Rohstoffproduzenten, beispielsweise von Pflanzenöl für Biodiesel und Bioethanol, und Betreiber von Kraftwerken in Form von Biogasanlagen.
Da die Bandbreite der Tätigkeitsfelder in der Landwirtschaft groß ist, existieren viele berufliche Zugangswege von speziellen Fachausbildungen bis hin zu unterschiedlichen Studiengängen im Fachbereich Agrar:
Welcher Betrieb passt zu mir? So findest du deinen Job in der Landwirtschaft
Wie gehst du vor, wenn du in wenigen Monaten deine Ausbildung oder dein Studium beendest?
Studium: Landwirtschaft oder Agrarwirtschaft studieren
Unter den Hochschulausbildungen ist vor allem das Studium der Agrarwirtschaft zu nennen. Viele große Betriebe setzen heute für Leitungstätigkeiten in der Agrarwirtschaft ein Studium voraus. Tendenziell zeichnet sich ab, dass die Anzahl der Stellenangebote für studierte Agrarwirtschaftler und Landwirtschaftler steigen wird, da die industrielle Agrarproduktion mit ihren diversen Absatzmärkten zunehmend Fachleute mit betriebswirtschaftlichen und produktionstechnischen Kenntnissen benötigt.
Fast alle Hochschulen, die den Studiengang Agrarwirtschaft anbieten, ermöglichen den Abschluss zum Bachelor und Master in der Landwirtschaft oder Agrarwirtschaft. Je nach Studiengang besteht die Möglichkeit, sich auf einzelne Gebiete wie Tierproduktion, Geflügelhaltung, Gemüseanbau, Vertrieb oder Unternehmensführung zu spezialisieren. Die im Studium erlernten betriebswirtschaftlichen Kenntnisse befähigen auch dazu, einen Hof zu übernehmen oder eine Leitungsfunktion in einem großen Unternehmen der Agrarwirtschaft zu übernehmen.
Die Ausbildung in der Landwirtschaft oder Agrarwirtschaft an Fachschulen
Der Beruf des Landwirts ist ein anerkannter Ausbildungsberuf, der mit zu den bekanntesten grünen Ausbildungsberufen zählt. Weitere bekannte Ausbildungsberufe in der grünen Branche sind neben der Fachkraft Agrarservice und dem Tierwirt auch der Pflanzentechnologe.
Unterschiedliche Ausbildungsberufe in der grünen Branche
Die Ausbildung in einem der grünen Beruf ist bundesweit geregelt. Sie dauert drei Jahre und wird in einem landwirtschaftlichen Bereich absolviert. Staatlich geprüfte Landwirte arbeiten auf dem eigenen Hof oder als Angestellte in einem landwirtschaftlichen Betrieb. Sowohl die gelernten Landwirte als auch die Fachkräfte für den Agrarservice können sich beruflich spezialisieren, beispielsweise als Landwirtschaftsmeister, Agrarservicemeister oder Tierwirtschaftsmeister.
Wer als Landwirt mit Berufsausbildung eine Leitungsfunktion anstrebt, kann sich an landwirtschaftlichen Fachschulen weiterqualifizieren, beispielsweise in Richtung Agrartechnik oder Agrarbetriebswirtschaft. Die Auswahl der Weiterbildungen an Fachschulen ist groß, die Palette reicht vom Geprüften Fachagrarwirt für Baumpflege (Bachelor Professional) oder Besamungswesen bis zum Fachagrarwirt für landwirtschaftliche Direktvermarktung.
Weiterbildungsangebote für Landwirte
Ein weiterer, häufig nachgefragter Ausbildungsberuf ist der staatliche geprüfte Agrarbetriebswirt. Diese schulische Weiterbildung wird an landwirtschaftlichen Fachschulen angeboten, für die je nach Bundesland andere Zugangsregeln gelten: Viele setzen den Abschluss in einem anerkannten landwirtschaftlichen Ausbildungsberuf voraus sowie Berufspraxis. In einigen Bundesländern muss der Abschluss als staatlich geprüfter Wirtschafter im Bereich Landwirtschaft vor der Weiterbildung zum Agrarbetriebswirt erworben werden.
Je nach Bundesland dauert die Weiterbildung zwischen einem Jahr und drei Jahren. Dabei erlernen die angehenden Agrarbetriebswirte unter anderem Unternehmensführung, Betriebslehre, Physik, Technik der landwirtschaftlichen Produktion, Baukunde, Arbeitslehre sowie Berufs- und Arbeitspädagogik. Informationen geben die Landwirtschaftskammern der Bundesländer.
Jobs in der Landwirtschaft: Berufsbezeichnungen in Stellenanzeigen
So vielfältig die Zugangswege und Aufgaben der Landwirtschaft sind, so vielfältig sind die Jobtitel. Die Bezeichnung Landwirt verwenden viele Arbeitgeber in Stellenanzeigen nur als Oberbegriff. Meistens kombinieren sie diese Angabe mit einer weiteren Beschreibung, die Aufschluss darüber gibt, wie das Profil des gesuchten Mitarbeiters aussehen sollte. Das genaue Lesen der Stellenanzeige gibt nicht nur Aufschluss darüber, welche Tätigkeiten und welche Verantwortungsbereiche Bewerber erwarten, sondern auch, ob eine berufliche Ausbildung oder ein Studium vorausgesetzt wird.
Eine Auswahl der Jobtitel offener Stellenangebote für Landwirte:
- Agrarbetriebswirt/in
- landwirtschaftlicher Leiter/in (HS)
- Betriebsleiter/in für Agrarbetrieb
- Verwalter/in Landwirtschaft
- Agraringenieur/in Landwirtschaft (Fachhochschule)
- Agraringeneur/in (FS) – Tierproduktion oder Tierwirt/in
- Fachkraft Agrarservice
- staatlich geprüfte/r Wirtschafter/in/Fachrichtung Landwirtschaft
- Landwirtschaftsmeister (m/w)
Arbeitgeber der Landwirtschaft oder Agrarwirtschaft
Zu den Arbeitgebern in der Landwirtschaft oder Agrarwirtschaft zählen landwirtschaftliche Familienbetriebe ebenso wie agrarindustrielle Großbetriebe. Auch Sonderkulturbetriebe in der Pflanzenproduktion, Agrar-Genossenschaften oder agrartechnischen Dienstleistungsunternehmen suchen permanent Mitarbeiter.
Einkommen in der Landwirtschaft: Wer verdient wie viel?
Die Höhe des Einkommens in der Landwirtschaft ist zum einen von der Ausbildung und zum anderen von der Art des Arbeitgebers (Familienbetrieb, Pachtbetrieb, Großbetrieb) abhängig. Zudem gilt nicht bei allen Arbeitgebern ein Tarifvertrag. Einzelne Tarifverträge können in der Tarifdatenbank des Statistischen Bundesamtes verglichen werden. Je nach Bundesland, Branche und Tarifvertrag kann das Gehalt in der Landwirtschaft niedriger oder höher ausfallen.
Angestellte in der Landwirtschaft mit Hochschulabschluss, der sie auch zur Führung eines Betriebs befähigt, erhalten ein Gehalt von 3.555 Euro brutto pro Monat. In tariflich gebundenen Betrieben bekommen die Mitarbeiter zusätzlich Zuschläge für Mehrarbeit, Nachtarbeit, Sonn- und Feiertagsarbeit, teilweise auch Sonderzahlungen wie das 13. Monatsgehalt, Urlaubsgeld und vermögenswirksame Leistungen.
Festzuhalten bleibt: Das Gehalt in den zahlreichen Unterbranchen zeigt je nach Qualifikation und Tätigkeit eine große Spannbreite, es kann zwischen 1.360 Euro und 4.000 Euro brutto liegen.
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