16.02.2021 ● Redaktion agrajo
Was macht eine Hauswirtschafterin? Wir haben eine gefragt.
Zu Zeiten der Coronapandemie und den damit verbunden Ausgangsbeschränkungen entdecken viele das Kochen und Backen daheim neu für sich. Die meisten wissen aber nicht, dass es dafür sogar einen eigenen Ausbildungsberuf gibt, den der Hauswirtschafterin oder des Hauswirtschafters.
Das Berufsbild umfasst deutlich mehr Tätigkeiten als nur Kochen und Backen. Neben der Zubereitung vollwertiger Speisen, sinnvoller Vorratshaltung, Gestaltung von Wohnräumen und Gärten, zählen die Pflege hilfsbedürftiger Menschen sowie die Finanzplanung zu den Ausbildungsinhalten.
Nach einer erfolgreich absolvierten Ausbildung gibt es zudem zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten. Welche, hat uns die ausgebildete Hauswirtschafterin Elke Sommer im Interview erzählt.
Hallo Elke, stell dich und deine berufliche Laufbahn doch einmal kurz vor.
Mein Name ist Elke Sommer, ich bin 22 Jahre alt und wohne in Fürstenstein, im Landkreis Passau. Nach meinem Fachabitur absolvierte ich ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Peru, das lief über die Katholische Diözese Passau in Kooperation mit der Initiative „weltwärts“. Dort habe ich in einer Grundschule unterrichtet und in einem Kinderheim gearbeitet.
Das war eine tolle Erfahrung! Klar war es anfangs eine große Herausforderung, da ich quasi kein Spanisch sprach und ich das erste Mal für einen längeren Zeitraum im Ausland leben sollte. Die Peruaner haben eine tolle Kultur, sind sehr gastfreundlich und die Arbeit mit den Kindern hat mir großen Spaß gemacht. Ich kam verändert wieder nach Deutschland.
Anschließend besuchte ich für zwei Jahre die Berufsfachschule für Ernährung und Versorgung in Vilshofen an der Donau und schloss dort die Ausbildung zur Hauswirtschafterin und Assistentin für Ernährung und Versorgung ab. Die Ausbildung hat mir Sicherheit und das Gefühl, gebraucht zu werden, gegeben.
Seit September 2019 bin ich Studierende an der Fachakademie für Ernährungs- und Versorgungsmanagement, Schwerpunkt Hotel und Event in Vilshofen. Im Sommer 2022, mit den bestandenen Abschlussprüfungen und einem geleisteten Praxisjahr, darf ich mich als Betriebswirtin für Ernährungs- und Versorgungsmanagement bezeichnen.
Wie sieht eine typische Arbeitswoche für dich aktuell aus?
Die Weiterbildung ist eine Mischform zwischen Studium und schulischer Weiterbildung. Es gibt Anwesenheitspflicht sowie unangekündigte Tests, so eine „Fachakademie“ gibt es nur in Bayern und richtet sich ausschließlich an ausgebildete HauswirtschafterInnen, Köche/Innen oder Hotelfachleute.
Montags bis Freitags haben wir theoretischen Unterricht an der Schule. Dazu gehören z. Bsp. das selbstständige Erarbeiten von Mitarbeiterschulungen, Unterweisungen für Azubis, Präsentationen und viele andere Projekte.
Theoretische Unterrichtfächer sind unter anderem Ernährungslehre, Gebäudereinigung/Textilservice, Betriebswirtschaftslehre, Hygiene-, Qualitäts-, Veranstaltungs-, Projekt- und F&B-Management, Catering, Housekeeping, Tourismus, Ressourcen und Umwelt…
Praktische Elemente sind: Vorbereitung, Planung und Durchführung von Veranstaltungen (Deko, Service, Küche), Besichtigung von Locations der nächsten Veranstaltung, Großküchentage, Weinverkostungen, Workshops (z. Bsp. Schokoladendessertschulung, Sushi-Schulung), Verfassen von Veranstaltungskonzepten.
Zudem gibt es die Möglichkeit zur Teilnahme an Fortbildungen/Seminaren, z.B. Hygienebeauftragter, Eco-Cleaner, Küchenmeister, Wein-Sommelier, uvm.
Was macht dir am meisten Spaß an deinem Beruf?
Nach wie vor arbeite ich gerne mit Auszubildenden zusammen – dafür bringe ich auch einen Ausbilderschein mit. Ich mag es außerdem, Veranstaltungen zu planen und zu organisieren und zu dekorieren (hier reizt mich der gestalterische und handwerkliche Aspekt). Es reizt mich zudem sehr, bei der Speisenzubereitung auf alte und neue Methoden zurückgreifen zu können und dass Lebensmittel sowie Nachhaltigkeit eine neue Wertschätzung erfahren.
Wie kamst du dazu, den Ausbildungsberuf HauswirtschafterIn zu erlernen?
Ich habe schon immer gerne gekocht, gestrickt und mich mit Kindern beschäftigt. Dass es den Beruf „HauswirtschafterIn“ gibt, war mir selbst aber lange verborgen, bzw. hätte ich, bevor ich 18 Jahre alt war, nie erwogen. Meine Oma hat mir dann geraten, mich auf der Berufsfachschule anzumelden.
Ich habe mich auf dieser noch aus Peru angemeldet und das ging so problemlos, dass ich direkt im Anschluss an mein FSJ in die Ausbildung starten konnte. Schon im ersten Jahr habe ich gemerkt, dass das die richtige Entscheidung war!
Was macht eine Hauswirtschafterin?
Was macht eine Hauswirtschafterin? – Diese Fragen möchten wir beantworten und geben dir eine Übersicht über die typischen Aufgaben und möglichen Arbeitsplätze einer Hauswirtschafterin.
Du hast 2019 sehr erfolgreich beim Berufswettbewerb des Bayerischen Bauernverbands (BBV) teilgenommen. Wie konntest du die Jury überzeugen?
Ich kam eigentlich per Zufall auf den Berufswettbewerb des BBV. Zuerst wollte ich an einem staatlichen Wettbewerb der Berufsschulen teilnehmen, mir wurde aber davon abgeraten, da ich einen Vorteil gegenüber den anderen haben könne wegen meines Abiturs. Daraufhin bewarb ich mich spontan mit einer Freundin beim Berufswettbewerb des BBV.
Ich habe mich sofort wohl und irgendwie geborgen gefühlt beim Verband. Nach mehreren Vorentscheiden und Erfolgen bei diesen gewann ich auch Unterstützung von Lehrern und meinem Praktikumsbetrieb. Überzeugen konnte ich die Jury letztlich durch Fachwissen und -kompetenz, Flexibilität, Ehrgeiz und Spaß am Beruf.
Die Synergien und Kontakte, die durch den Wettbewerb entstanden sind, will ich heute nicht missen. Zusammen mit der Jungbauernschaft verfasse ich außerdem gerade ein Kochbuch!
Kommst du selbst von einem elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb?
Leider nein. Wir versorgen uns aber selbst mit Gemüse und haben einen großen Garten mit Obstbäumen. Das große Hobby von meinem Opa ist die Imkerei. Die Bienen bestäuben unsere Obstbäume.
Wie hat die Coronapandemie deinen Arbeitsalltag verändert?
Mittlerweile haben wir komplett Distanzunterricht. Das funktioniert ganz gut, wobei selbstständiges Lernen Voraussetzung ist. Die Kommunikation erfolgt über MS Teams, Zoom und WhatsApp. Wir haben außerdem den Vorteil, eine relativ kleine Klasse zu sein, weshalb man immer einen Lehrer erreicht, wenn was ist.
Leider fallen Veranstaltungen wie Abschluss- und Weihnachtsfeiern, Tagungen, Messen, Schulausflüge und die praktischen Unterrichtselemente derzeit aus. Das tut schon weh.
Welche Chancen und Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es für ausgebildete Hauswirtschafter?
Da gibt es einiges: man kann z. Bsp. seinen Techniker oder Meister im Fach Hauswirtschaft machen. Mit dem Meister erlangt man auch die Ausbildereignung. Wie ich können Absolventen außerdem einen Betriebswirt draufsetzen.
Man kann außerdem auch FachlehrerIn für Ernährung und Gestaltung an Grund- und Mittelschulen werden. Die Ausbildung hierfür findet an den Staatsinstituten in München oder Ansbach statt.
Das Studium Ernährungswissenschaften ist der passende Studiengang zur Hauswirtschaft.
Was sind deine weiteren beruflichen Pläne?
Im Sommer habe ich meine Abschlussprüfungen zur Betriebswirtin für Ernährungs- und Versorgungsmanagement. Derzeit suche ich noch einen Praxisbetrieb für die Praxis, die man im dritten Jahr ableisten soll. Eigentlich wollte das in der Richtung Housekeeping, Hotellerie und Gastronomie machen.
Das ist mit der Corona-Situation ja gerade schwierig. Aber auch Lehramt interessiert mich. Ich habe mich da noch nicht zu 100 Prozent festgelegt. Mal sehen, wie sich alles entwickelt.
Video: Elkes Menü aus Wintergemüse zum Green Friday
Was ist dein besonderer Tipp an Bewerber, die sich für das Berufsbild der Hauswirtschafterin interessieren?
Lasst euch vom schlechten Image/ Ruf des Berufs nicht einschüchtern, hinter dem Wort Hauswirtschaft steckt so vieles mehr! Lasst euch auf die Ausbildungsinhalte ein und seid offen für Neues, besonders wenn der Fachbereich, in dem ihr gerade seid, nicht zu euren Favoriten zählt.
Zeigt Eigeninitiative und seid bereit für Neues. Achtet bei der Wahl des Praktikumsbetriebs darauf, dass ihr dort viel selbst machen dürft.
Nutzt außerdem die Teilnahme an externen Wettbewerben und Projekten!
Vielen Dank für deine Zeit. Wir wünschen dir beruflich sowie privat weiterhin viel Erfolg!
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