25.05.2020 ● Redaktion agrajo
Praktische Landwirtschaft oder Agribusiness?
Ja, das ist hier die Frage! Bist du mehr Team Agribusiness oder mehr Team Landwirtschaft? Das herauszufinden ist gar nicht so einfach. Wir zeigen dir, wie du den richtigen Job für dich findest.
Büro oder Stall?
Das ist nicht die einzige Frage
Zusammenfassung
- Komplexität der Berufswahl
- Fakten
- Arbeitsmöglichkeiten im Agribusiness
- Die eigene Persönlichkeit
- Ansprüche an den Job
- Neuer Job = Veränderung
Komplexität der Berufswahl
In den letzten Jahren haben sich nicht zuletzt durch die Digitalisierung die beruflichen Möglichkeiten und Chancen in der grünen Branche und im Agrarsektor vervielfacht. Berufsfelder haben sich erweitert oder wurden ganz neu erschlossen.
Die richtige Berufswahl für dich zu treffen, war und ist eine Mammutaufgabe. Durch die vielen neuen Berufsmöglichkeiten wurde diese Aufgabe nicht einfacher. Ganz im Gegenteil. Wer die Wahl hat, hat eben die Qual. Viel mehr Möglichkeiten bedeuten auch gleichzeitig größere Orientierungsschwierigkeiten: In welche Richtung soll es für dich gehen? Was interessiert dich? Wo liegen deine Stärken? Was passt zu dir? Bist du mehr Theoretiker und Praktiker? Oder wäre eine gute Kombi aus Bürojob und Praxis das Richtige für dich? Welche Arbeitgeber sind in deiner Nähe bzw. wer bietet welche Jobs an? Fragen über Fragen. Da muss man sich erst einmal zurechtfinden.
Fakten – Agribusiness vs. Landwirtschaft
Agribusiness | praktische Landwirtschaft | |
Arbeitsplatz: | im Büro | im Freien oder im Stall |
Vergütung: | gut bis hoch | geringer als im Agribusiness |
Arbeitszeit: | geregelt | unregelmäßig |
Karrierechance: | gute Aufstiegsmöglichkeiten | begrenzt |
Was gehört zum Agribusiness?
Das Agribusiness umfasst rund um die Landwirtschaft die gesamte Wertschöpfungskette. Daher wird das Agribusiness auch Agrar- und Ernährungswirtschaft genannt. Es setzt sich aus der Landwirtschaft und dem ihr vor- bzw. nachgelagerten Bereich zusammen.
Die Agrar- und Ernährungswirtschaft hält in allen Bereichen sowohl Bürojobs als auch praktische Berufsmöglichkeiten bereit. Im vor- und nachgelagerten Sektor finden sich klassisch mehr Businessjobs, die zwar viel Büroarbeit verbunden sind, aber je nach Job auch einen Praxisbezug haben können. In der Landwirtschaft selbst hast du die Möglichkeit, einen rein praktischen Beruf direkt in einem Produktionsbereich zu übernehmen.
In diesen Produktionsbereichen der Landwirtschaft könntest du arbeiten:
- Ackerbau
- Garten- und Zierpflanzenbau
- Weinbau
- Viehhaltung
- Fischerei und Aquakulter
Der vorgelagerte Bereich
Auch der Landwirtschaft vorgelagerte Bereich bietet dir Jobs, die nah an der Praxis sind. Aber auch „Bürohengste“ werden in folgenden Sektoren eingesetzt und gebraucht:
- Saatzucht
- Dünge- und Pflanzenschutzmittel-Herstellung
- Landtechnik
- Tierzucht
- Futtermittel und Mischfutter
- Tiergesundheit
- Stalltechnik
Der nachgelagerte Bereich
Dieser der Landwirtschaft nachgelagerte Sektor gestaltet sich etwas komplexer. Hier unterscheidet man folgende Bereiche, die potenzielle Arbeitsplätze für dich anbieten – teilweise noch mit Praxisbezug aber mit kaufmännischem Schwerpunkt:
- Erfassungs- und Großhandelsstufe: Zu diesem Bereich zählen der Handel von Getreide und Vieh, der Großhandel von Obst- und Gemüse, Landhandelsorganisationen und alle Importeure bzw. Exporteure
- Erste Verarbeitungsstufe: Hier sind Betriebe und Unternehmen zu finden, die landwirtschaftliche Rohstoffe verarbeiten. Das sind Mühlen, Schlacht- und Zerlegebetriebe, Molkereien, Zuckerfrabriken, Verarbeitungsbetriebe von beispielsweise Gemüse, Eiern, oder Obst und Gemüse, Mälzereien und Kellereien
- Zweite Verarbeitungsstufe: Diesen Sektor bilden Unternehmen, die verarbeitete Rohstoffe aus der ersten Verarbeitungsstufe weiterverarbeiten. Das heißt, hier sind potenzielle Arbeitgeber jegliche Hersteller von Nahrungsmitteln eingeordnet, wie beispielsweise Hersteller von Backwaren, Fleischwaren und Fertiggerichten aber auch von Süßwaren und Getränken
- Lebensmittelhandel: Hier könntest du sowohl im stationären Lebensmittelgroßhandel oder im Lebensmittelzustellgroßhandel arbeiten, als auch im klassischen Lebensmitteleinzelhandel, den du vom Einkaufen kennst.
- Lebensmittelzubereiter als Großverbraucher: Dieser Bereich setzt sich aus der Gastronomie und Hotellerie sowie Gemeinschaftsverpflegungsbertrieben oder gastronomischen Dienstleistern wie Caterer zusammen.
Der Dienstleistungssektor
Du siehst, die Möglichkeiten sind sehr vielfältig, fast grenzenlos. Doch auch das ist noch nicht alles. In allen Bereichen des Agribusiness werden zudem viele, verschiedene Dienstleistungen erbracht. Auch diese zählen zur Agrar-und Lebensmittelwirtschaft:
- Beratung
- Transport
- Laborleistungen
- Gutachtenerstellung
- Finanzierung
- Versicherung
- Verband- und Staatstätigkeiten
Bei den fast unendlichen Arbeitsplatzmöglichkeiten gilt es jetzt, den Überblick zu behalten. Aber wie?
Werde dir klar, was DU möchtest!
In erster Linie geht es bei der Berufswahl um DICH, um deine Persönlichkeit. Du solltest dir bewusst machen, was du möchtest. Es ist wichtig, dass du weißt, was du willst. Sind dir in erster Linie Geld und Karriere wichtig? Oder legst du weniger wert auf Aufstiegschancen dafür ist dir beispielsweise die Arbeit mit Tieren wichtig? Solche Fragen helfen dir, das Berufsfeld einzugrenzen.
Zudem kommt es auf deine Stärken an. Was kannst du? Wo liegen deine Stärken, wo deine Schwächen? Aber auch: Was macht dir Spaß und Freude? Dann kristallisiert sich heraus, in welche Richtung es gehen soll. Nur du selbst kannst wissen, wer du wirklich bist und was du im Leben erreichen möchtest.
Leben heißt auch Veränderung
Wie immer im Leben ist es auch bei der Berufswahl so, dass nichts in Stein gemeißelt ist. Du solltest dir mit der Berufswahl schon Zeit lassen und dir viele Gedanken machen. Es ist eine wichtige Entscheidung. Aber Leben heißt auch Veränderung. Wenn du nach einiger Zeit merkst, dass du doch in eine andere Richtung gehen möchtest oder du dich einfach beruflich verändern möchtest, hast du dazu die Möglichkeit. Aber bedenke, auch da hast du wieder die Qual der Wahl!
Ansprüche an den Job
Wenn du weißt, was du willst und in welche Richtung es gehen soll, dann geht es im nächsten Schritt mehr um den Job selbst. Welche Ansprüche stellst du an deinen Arbeitsplatz? Sind dir geregelte Arbeitszeiten wichtig oder das Arbeiten im Freien? Kundenkontakt: Ja oder nein? Beschäftige dich damit, was du von deinem Beruf erwartest und was dir in Bezug auf deinen Arbeitsplatz wichtig ist.
Auch der Arbeitsweg ist dann ein Thema. Wie viele Kilometer bist du täglich bereit für einen Job auf dich zu nehmen? Hierzu kannst du eine Art Marktrecherche machen. Unter dem Aspekt, welche Unternehmen gibt es in deiner Nähe oder in der Gegend, in der du gerne arbeiten möchtest, lassen sich schnell potzenzielle Arbeitgeber finden.
Jobdetails wie Arbeitszeiten oder eine Homeoffice-Option, sofern sie nicht in einer Stellenausschreibung benannt wurden, lassen sich oftmals erst in einem Bewerbungsgespräch endgültig klären. Aber dennoch ist es wichtig, dass du dir vorher klar gemacht hast, was dir in Bezug auf deinen Arbeitsplatz wichtig ist. So kannst du das im Gespräch mit einem potenziellen Arbeitgeber sofort anbringen.
Neuer Job = Veränderung
Zusammenfassend bleibt die Berufswahl eine wichtige Entscheidung, die du treffen musst. In jedem Beruf gibt es mal Hochs und Tiefs und nicht jeder Tag ist gleich. Du wirst viel Lebenszeit in deinem Job verbringen, daher sollte der Anspruch, einen Arbeitsplatz zu finden, der dich ausfüllt und dir Freude bereitet, hoch sein. Ein neuer Job ist eine Veränderung im Leben. Für uns alle sind Veränderungen zwar mit gewissen Unsicherheiten verbunden, aber oft ist eine Veränderung ein sehr notwendiger Schritt, um im Beruf glücklich zu werden.
Wir wünschen dir viel Erfolg beim Treffer deiner Entscheidung und der Wahl deines Berufes!
Autor: Dagmar Pfeiffer
Bildquellen: Adobestock, pixabay.com