24.02.2014 ● Redaktion agrajo
Fernstudium: Fortbildung für Berufstätige
Ein Fernstudium richtet sich in erster Linie an Berufstätige, die sich parallel zum Job weiterentwickeln wollen. Wer bereits über einen akademischen Titel in einem Fachbereich verfügt, absolviert häufig ein MBA-Studium, um Managementwissen zu erwerben und sich für eine Führungslaufbahn zu qualifizieren. Doch das Angebot an Fernstudiengängen wird immer breiter und vielfältiger über 300 existieren derzeit allein im Bereich der Fachhochschulen. Auch grundständige Studiengänge also solche, für die kein Erststudium nötig ist werden zunehmend als Fernstudium angeboten. Gemeinsam ist allen, dass sie eine flexible Zeiteinteilung ermöglichen und nur 20 bis 35 Prozent der Studienzeit als Vor-Ort-Präsenz erfordern. Immer mehr Berufstätige interessieren sich für diese Alternative zum Vollzeitstudium. Denn wer sich bereits im Beruf befindet, will sich ungern nochmals mit den Begleiterscheinungen eines Präsenzstudiums herumschlagen: Starre Vorlesungszeiten, überfüllte Hörsäle und vor allem der Verzicht auf den bisherigen Verdienst.
Agrarwissenschaften und Lebensmitteltechnologie
Auch einen Abschluss in Agrarwissenschaften kann man per Fernstudium erwerben. Ein Bachelorstudium Agrarmanagement/Landwirtschaft wird von der Hochschule Anhalt angeboten. Es kombiniert land-, natur- und wirtschaftswissenschaftliche Inhalte, beinhaltet zahlreiche Exkursionen sowie Praktika und schließt nach sieben Semestern mit einem Bachelor of Engineering ab. Teilnehmer des Studiengangs erlernen unter anderem Produktions- und Kostenmanagement, Organisation, Einkauf, Tier- und Pflanzenproduktion, Agrarchemie und Statistik.
Die Hochschule Anhalt hat darüber hinaus einen MBA-Studiengang Agrarmanagement im Programm, der ein abgeschlossenes Erststudium voraussetzt und über fünf Semester geht. In diesem Studiengang stehen Themen wie Führungskompetenz, Management und Controlling, Kommunikation, Marketing, Agrarpolitik und -recht auf dem Lehrplan.
Forstwirtschaft wird in Deutschland nicht als Fernstudium angeboten. Anders sieht es jedoch in der Lebensmitteltechnologie aus. Zum Bachelorabschluss führt das Fernstudium Lebensmitteltechnologie, das bei verschiedenen Anbietern, unter anderem auch der Hochschule Anhalt oder der SRH Riedlingen, im Programm ist. An der Hochschule Fulda ist auch ein berufsbegleitender Masterstudiengang Food Processing möglich, der nach fünf Semestern mit einem Master of Science abschließt. Zu den Studieninhalten gehören technologische, verfahrenstechnische und naturwissenschaftliche Themen wie Biochemie oder Prozessmodellierung, aber auch Managementthemen wie Risikomanagement.
Für wen eignet sich ein Fernstudium?
Die Angebotsvielfalt bei den Fernstudiengängen macht es schwierig, das passende Angebot für den persönlichen Bedarf zu finden und gute Anbieter von den weniger guten zu unterscheiden. Das ist ein Manko, das auch die Stiftung Warentest kürzlich thematisierte: Wer sich in Deutschland für einen MBA im Fernstudium interessiert, bekommt von den Hochschulen nur selten gute Entscheidungshilfe, stellte sie fest. Ein anonymer Test von elf MBA-Fernstudienberatungen ergab, dass viele Gespräche ohne roten Faden verliefen und wenig auf das Lernverhalten oder Lebensumfeld der Interessenten eingingen.
Doch die Frage „Ist ein Fernstudium für meine persönliche Situation geeignet?“ sollte an erster Stelle der Entscheidungsfindung stehen. Das rät auch Dr. Margot Klinkner, stellvertretende Geschäftsführerin der Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen (ZFH): „Sinnvoll ist es, zunächst eine neutrale Beratung in Anspruch zu nehmen, die erläutert, wie ein Fernstudium üblicherweise abläuft. In diesem Gespräch gilt es auch zu erkunden, wie viel Zeit für das Fernstudium zur Verfügung steht, ob es mit der persönlichen und familiären Situation vereinbar ist und ob man selbstorganisiert lernen kann.“ Eine solche neutrale Beratung bietet die ZFH, die Fernstudienangebote von 18 Fachhochschulen vertritt, oder auch die Fernuniversität Hagen.
Ein Fernstudium aufzunehmen heißt nicht, das gesamte Semester über alleine zu lernen, fährt Dr. Margot Klinkner fort. Zusätzlich zu den Materialien, die in gedruckter Form und online zur Verfügung gestellt werden, gebe es einen Austausch auf Lernplattformen sowie die Präsenzphasen, die meist an Wochenenden stattfinden, damit Berufstätige möglichst wenige Urlaubstage aufwenden müssen. „Im Konzept des ZFH-Fernstudiums wird Flexibilität großgeschrieben: Präsenztermine sind vielfach fakultativ. Für Prüfungen gibt es bei Bedarf Nachholtermine, damit die Studierenden nicht gleich um ein ganzes Semester zurückgeworfen werden, wenn sie einmal verhindert sind“, sagt sie.
Zahlreiche Fördermöglichkeiten
Die ZFH hat alle Fernstudiengänge an staatlichen und privaten Fachhochschulen in einer Übersicht zusammengefasst, die im Downloadbereich der Webseite zur Verfügung gestellt wird. Außerdem gibt sie einen Überblick über die zahlreichen Fördermöglichkeiten von der steuerlichen Absetzbarkeit bis zur Bildungsfreistellung, von Stipendien bis zu Studienkrediten. Stark nachgefragt wird die Bildungsprämie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung oder landesspezifische Förderungen wie QualiScheck in Rheinland-Pfalz oder Qualifizierungsscheck in Hessen, berichtet Dr. Margot Klinkner. Aber auch Studienkredite werden häufig genutzt. Als weiteren Tipp für Informationen und den Erfahrungsaustausch mit anderen Studierenden nennt sie die Webseiten www.fernstudium-infos.de und www.fernstudiumcheck.dehttps://www.fernstudiumcheck.de/. Außerdem findet jedes Jahr Ende Februar der bundesweite Fernstudientag statt. An diesem Tag bieten zahlreiche Anbieter von Fernstudiengängen Beratungsgespräche oder Aktionen an sowohl vor Ort als auch online. Eine Übersicht über die Aktionen findet sich unter www.fernstudientag.de.
Daniela Furkel, Fachjournalistin