26.05.2015 ● Redaktion agrajo
Siegfried Höpfinger, Thomas Gruber KG
Vor gut einem Jahr wurde der Ausbildungsberuf Land- und Baumaschinenmechaniker umbenannt in Land- und Baumaschinenmechatroniker. Das zeigt, dass die Elektronik diesen Beruf bereits stark verändert hat. Julia Eder aus der Redaktion traction hat mit Siegfried Höpfinger, Prokurist beim Landtechnikhändler Thomas Gruber KG in Ampfing/Oberbayern, über Technikleidenschaft, umworbene Mitarbeiter und guten Kundenservice gesprochen.
Traction: Sie suchen im Moment in mehreren Ihrer Filialen Landmaschinenmechaniker und -mechatroniker. Warum ist es so schwer, welche zu finden?
Höpfinger: Das liegt zum einen daran, dass Landmaschinenmechaniker als technische Allrounder heiß umworben sind und flächendeckend gesucht werden von Berufskollegen, aber auch von Bauhöfen oder der Industrie. Außerhalb der Branche gibt es zum Teil geregeltere Arbeitszeiten, weniger Stress oder vermeintlich mehr Lohn. Ein zweiter Grund ist, dass in den vergangenen Jahren viel in die landwirtschaftliche Mechanisierung investiert wurde. Das ergibt mehr Produkte, die im Service betreut werden müssen.
Traction: Was glauben Sie, wie sich dieser Fachkräftemangel entwickelt und was man dagegen tun kann?
Höpfinger: Ich bin überzeugt, dass der Trend die nächsten Jahre anhalten wird. Deshalb halten wir den Ausbildungsstand personell und auch vom Wissensstand her auf einem hohen Niveau und bieten neben der Berufsschule auch interne Schulungen an.
Traction: Wie überzeugen Sie junge Leute davon, diesen Berufsweg einzuschlagen?
Höpfinger: Ich bin selbst seit 45 Jahren in der Branche tätig und kann die Höhen und Tiefen gut beurteilen. Man muss jungen Menschen erklären, dass sich der Beruf in den vergangenen Jahren gewandelt hat: Ein Mechaniker steht nicht mehr voller Dreck und Speck in der Werkstatt. Vielmehr ist die moderne Landtechnik höchstinteressant. Es geht um Elektrik und Elektronik, man arbeitet mit Laptops und die Aufgaben gehen weit über die Reparatur hinaus. Es gibt meiner Meinung nach keinen schöneren Beruf, weil er auch so vielseitig ist: Bei uns gibt es eine breite Palette unterschiedlicher Produkte vom Traktor, Mähdrescher und Häcksler über Bodenbearbeitungsgeräte bis hin zu Gülle- und Beregnungs- und Transporttechnik. Und ein großer Vorteil dieser Vielschichtigkeit ist, dass ein ausgebildeter Landmaschinenmechaniker immer gesucht sein wird.
Traction: Und was sind die Tiefen des Berufs?
Höpfinger: Das ist sicherlich die Flexibilität. Manchmal muss man auch über die übliche Arbeitszeit hinaus zur Verfügung stehen. Das betrifft die Erntezeit, die immer länger wird. Früher beschränkte sich die Erntezeit hauptsächlich auf die vier Wochen Getreideernte. Heute ist die Saison eher von April bis Oktober und es kommen viele Maschinen aus der Lohnarbeit zu uns. In unserer Abteilung Erntetechnik haben wir in der Saison einen Rund-um-die-Uhr-Service eingerichtet.
Traction: Welche Fähigkeiten sollte ein Landmaschinenmechatroniker außer der Flexibilität mitbringen?
Höpfinger: Als Erstes Leidenschaft! Außerdem braucht er technisches Gespür, Interesse an der Technik und landwirtschaftliches Hintergrundwissen. Und die Auszubildenden müssen vor Beginn der Lehre ein Praktikum bei uns gemacht haben. So können wir sehen, was sie handwerklich mitbringen. Auch das Zeugnis ist eine wichtige Grundlage, aber nicht entscheidend. Ein Mittelschulabschluss sollte aber vorhanden sein, noch besser wäre ein Realschulabschluss.
Traction: Haben Sie auch Angestellte, die studiert haben?
Höpfinger: Bisher nicht, aber das wird immer mehr zum Thema. Wir wollen eine Kooperation mit der Fachhochschule Rosenheim beginnen, die in Kürze ein Maschinenbau- und BWL-Studium in der Nähe anbietet. Unsere Filial- und Werkstattleiter müssen nicht studiert haben, aber fachlich kompetent sein und einen guten Umgang mit Kunden und Mitarbeitern beherrschen.
Traction: Kommen Ihre Azubis denn hauptsächlich von landwirtschaftlichen Betrieben?
Höpfinger: Wir haben auch einige Lehrlinge, die nicht aus der Landwirtschaft kommen, aber Spaß an der Technik haben. Wir sind zwar einerseits froh, wenn die Auszubildenden aus der Landwirtschaft kommen, weil sie dann mit der Technik und den Abläufen in der Landwirtschaft vertraut sind. Andererseits stehen die aus der Landwirtschaft stammenden Lehrlinge in der Saison, wenn wir sie dringend bräuchten, oft nicht zur Verfügung.
Traction: Neben dem technischen Verständnis spielt sicherlich auch der Kundenkontakt eine wichtige Rolle. Gibt es dafür spezielle Schulungen?
Höpfinger: Sozialverhalten ist eines der ersten Themen, die ich jeden 1. September anspreche, wenn die neuen Auszubildenden kommen. Die Leute müssen lernen zu grüßen, miteinander zu reden und auf Kunden zugehen. Unabhängig von der Berufsschule gibt es bei uns deshalb Schulungen zu Themen wie der richtige Umgang miteinander, Das Verhalten am Telefon, oder Gesprächsführung für Verkäufer.
Das Interview erschien in der traction-Ausgabe Mai/Juni 2015.