13.02.2017 ● Redaktion agrajo
Agrargeographie: So interessant ist der Boden unter unseren Füßen
Mensch und Umwelt sind eng miteinander verwoben. Das zeigt sich in kaum einer anderen Disziplin so deutlich wie in der Agrargeographie. Man denke nur an die berühmten Reisterrassen auf den Philippinen, die sich, den widrigen Umweltbedingungen trotzend, seit gut 2.000 Jahren auf einer Höhe von bis zu 1.500 Metern an steile Berghänge schmiegen und bis heute erfolgreich bewirtschaftet werden. So liegt die Agrargeographie im Spannungsfeld verschiedenster Disziplinen und vermittelt angehenden Agrarwissenschaftlern wichtige Kenntnisse über die Verflechtung sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Strukturen, die bei der Gestaltung unserer Erdoberfläche zur landwirtschaftlichen Nutzung eine Rolle spielen.
Agrargeographie als bedeutender Teil der Wirtschaftsgeographie
Die Agrargeographie ist eine Disziplin der Wirtschaftsgeographie. Im Rahmen dieser Wissenschaft werden Funktionsweisen, Prozesse und Strukturen von Wirtschaftsräumen rund um den Globus untersucht. Klassischerweise wird der Forschungsgegenstand der Wirtschaftsgeographie in die folgenden drei Bereiche eingeteilt:
- Tertiärsektor: Zum Tertiärsektor zählen Dienstleistungen und Leistungen aller Art, die weder Lagerung noch Transport voraussetzen. Tourismus, Versicherungen und Handel sind klassische Beispiele für Branchen, die im Tertiärsektor zu verorten sind.
- Sekundärsektor: Der sogenannte Sekundärsektor fasst die verarbeitende Industrie mitsamt den hier stattfindenden wirtschaftlichen Prozessen zu einem Schlagwort zusammen.
- Primärsektor: Der Primärsektor liefert die Rohstoffe, die im Rahmen des Sekundärsektors weiterverarbeitet werden. Die Agrargeographie ist somit Teil des Primärsektors.
Die Disziplin Agrargeographie ist wesentlicher Bestandteil eines Studiums der Agrarwissenschaften. Tiefere Kenntnisse über die Agrargeographie vermittelt darüber hinaus abhängig vom Studienschwerpunkt ein Studium der Wirtschaftsgeographie, das an verschiedenen deutschen Universitäten als Masterstudiengang angeboten wird.
Inhalte und Beispielthemen der Agrargeographie im Überblick
Experten gehen von einem starken Wachstum der Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 aus. Eine Bevölkerungssteigerung von rund 30 Prozent scheint realistisch. Diese Entwicklung hat massive Auswirkungen auf die Agrarwirtschaft, deren Aufgabe es ist, die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Neben dem Vorantreiben von Innovationen in der Agrartechnik rückt dabei insbesondere eine effizientere Nutzung der Ressourcen des Erdbodens in den Vordergrund der Betrachtung ein wesentliches Forschungsfeld der Agrargeographie. Zur beispielhaften Verdeutlichung seien im Folgenden einige konkrete Anwendungsgebiete der Agrargeographie genannt:
- Räume effizient nutzen: Standen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts noch andere Disziplinen im Vordergrund, bewegt sich die Agrargeographie heute primär zwischen Sozialgeographie und Sozialraumforschung. So fragt die Agrargeographie insbesondere: Wie können landwirtschaftliche Räume optimal genutzt werden? Hierbei werden beispielsweise die Vor- und Nachteile nomadischer Strukturen, etwa im Bereich der mobilen Viehhaltung, betrachtet.
- Agrotourismus: Eine Entwicklung, die aktuell im Rahmen der Agrargeographie heiß diskutiert wird, ist der jüngst stark aufgekeimte Agrotourismus. Hinter dem Schlagwort „Urlaub auf dem Bauernhof“ etwa verbirgt sich heute eine florierende Industrie.
- Bodennutzung in den Tropen: Um die Ernährung der Weltbevölkerung sicherzustellen, müssen auch schwierig zu bewirtschaftende Böden genutzt werden. Das gilt insbesondere für die mineralarmen Böden der Tropen. So untersucht die Agrargeographie etwa die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Aspekte des in den Tropen häufig vorkommenden Wanderfeldbaus.
Kenntnisse der Agrargeographie in vielen Agrarjobs von Vorteil
Grundlegende Kenntnisse der Wirtschaftsgeographie sowie der Agrargeographie im Speziellen werden in der Agrarwirtschaft gerne gesehen. Der Grund: Wer sich mit den Themen der Agrargeographie auseinandergesetzt hat, verfügt über einen verschärften Blick für die internationalen Verflechtungen der Agrarbranche. In einer zunehmend globalisierten Welt, in der der Wettbewerbsdruck auf Unternehmen der Agrarwirtschaft so hoch ist wie nie, ist das ein entscheidender Vorteil. Nicht verwunderlich also, dass Studenten der Wirtschaftsgeographie in der Agrarbranche vielversprechende Jobperspektiven haben. Als Bewerber mit wirtschaftsgeographischem Hintergrund sind Sie für ein weites Spektrum an Agrarjobs qualifiziert. Potenzielle Stellen finden Sie auf dem agrajo-Stellenmarkt.