22.05.2023 ● agrarheute
Praktikum in der Landwirtschaft finden: böse Überraschungen vermeiden
Wer Agrarwissenschaft studiert, muss in der Regel Praktika auf landwirtschaftlichen Betrieben absolvieren: sich die Hände auf dem Acker oder im Stall richtig schmutzig machen, die Theorie in die Praxis umsetzen. In den Sommermonaten sind Studenten gern gesehene Arbeitskräfte. Doch wie findet man den richtigen Betrieb? Franziska Mühlbach studiert Agrarwissenschaften und hat nach ihrem letzten (Fast-)Praktikum 5 hilfreiche Tipps.
Es ist nicht mein erstes Praktikum. Die Koffer sind daher schnell gepackt. Die Bewerbung lief mehr als perfekt, alles hat gepasst. Vielleicht hätte ich da schon merken können, dass es nicht wie sonst sein wird? Da ich drei Tage eher anreise wie besprochen, habe ich ein Hotel in der Nähe gebucht. Anstatt in der Uni zu sitzen, werde ich draußen in den Weinbergen unterwegs sein und mich mit um die Tiere kümmern. Zwei Pässe und vier Stunden Fahrzeit stehen mir noch bevor. Doch erste Vorzeichen, dass alles ganz anders kommt, zeigen sich schon früh.
Wie ich einen Hof suchte, fand – und gleich wieder abreiste
Bereits bei der Anreise habe ich Schwierigkeiten, den Hof überhaupt zu finden. Die Beschilderung, wie im Internet angegeben, ist quasi nicht vorhanden. Als ich dann endlich da bin, ist die Enttäuschung groß. Der Hof entspricht nicht den Bildern - keine Feriengäste, alles still, niemand da. Auch nach mehrfachen Anrufen erreiche ich keinen. Lange warte ich vor dem Hof. Dann frage ich nebenan beim Nachbarn nach, der bereits neugierig schaut. Die Stimmung ist am Boden als ich mit meinem Auto wieder die engen Kehren durch die Weinberge Richtung Autostrada fahre. Warten ist keine Option. Es ist der Sonntag eine Woche vor Feiertagen, die Hotels sind ausgebucht und nach diesen ersten Eindrücken möchte ich auch nicht mehr auf dem Hof bleiben. Ich fahre noch am selben Abend zurück nach München. Ab Innsbruck passt das Wetter dann auch zu meiner Laune. Es kübelt wie aus Eimern.
Praktikant sucht Bauernhof: Meine Tipps für Suchende
Zu meinem Glück durfte ich bereits mehrere landwirtschaftliche Praktika absolvieren. Bisher hatte ich bei den meisten eine großartige Zeit und durfte viel dazulernen. Bauchlandungen sind kein Drama und gehören dazu. Schlussendlich sollte man auch diese positiv sehen, daraus lernen und mit Humor nehmen. Wenn ich eines weiß, dann ist es, dass es keine Garantie und kein Erfolgsrezept für ein erfolgreiches Praktikum gibt. Grobe Anhaltspunkte auf was man achten kann und sollte, hingegen schon. Die Notbremse ziehen und doch wieder gehen, ist immer eine Option und keine Schande. Das sind meine Tipps:
1. Agrarbetrieb schon vorher anschauen!
Aus eigenen Erfahrungen kann ich nur empfehlen, sich den Agrarbetrieb oder Hof vor einer festen Zusage persönlich anzuschauen. Denn auf die Bilder im Internet ist nicht immer Verlass. Ebenfalls gibt der Vorabcheck schon gewisse Sicherheit für einen selbst und auch für die Hofbetreiber. Man weiß, wo man hinkommt, wie es dort aussieht und wo man untergebracht wird. Bereits beim ersten Gespräch merkt man, ob der Betrieb zu einem passt. Ein Telefonat ist hier schon ein guter Anfang. Trotzdem würde ich auch sechs Stunden Fahrt in Kauf nehmen, um mich zu versichern, dass der Betrieb so ist wie ich ihn präsentiert bekomme. Wenn man jung ist und studiert, kann man locker am Wochenende lange Strecken meistern. Es zahlt sich am Ende erfahrungsgemäß immer aus.
Das Agrarpraktikum – dein erster Schritt in die Agrarwirtschaft
Ein Agrarpraktikum ist der erste Schritt auf dem Karriereweg in der Agrarbranche. Erfahre mehr über Dauer, Art und Gehalt des Agrarpraktikums.
2. Praktikumsvertrag: Absprachen schriftlich festhalten
Oftmals werden Betriebe belächelt, die einen Vertrag mit dem Praktikanten abschließen. Dabei ist auch das Praktikum ein Arbeitsvertrag wie jeder andere. Arbeitszeit, Unterbringung, Verpflegung und die Tätigkeiten, die man als Praktikant ausübt, sollten daher darin beschrieben werden. Ebenso sollte der Zeitraum, in dem das Praktikum stattfindet, angegeben sein. Gleichzeitig dient der Vertrag als Nachweis, dass man das Praktikum absolviert hat. Für den Lebenslauf kann man allerdings auch noch separat eine Bestätigung anfordern. Auf einigen Betrieben gibt es sogar Gehalt und je nach Dauer hat der Praktikant Anspruch auf Urlaub. In Deutschland ist das bisher jedoch eher eine Seltenheit.
3. Noch Fragen an Hofbetreiber? Hartnäckig bleiben oder absagen
Nach meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass ein Vertrag auch ein Zeichen dafür ist, dass der Betrieb organisiert und darauf bedacht ist, dem Praktikanten viel beizubringen. Für mein noch anstehendes Praktikum in der Schweiz musste ich sogar einen Personalbogen ausfüllen. Neuland für mich, doch ich fühle mich insgesamt wohler dabei. Und auch wenn es etwas pedantisch klingt: genaue Absprachen, ob mit oder ohne Vertrag, sind enorm wichtig. Wenn nicht vom Betrieb selbst die nötigen Informationen kommen, ruhig mutig sein und nachfragen. Bei vagen Antworten lasse ich inzwischen gleich die Finger davon.
4. Agrarbetrieb im Internet: Sind Website, Facebook und Instagram aktuell?
Ein wichtiges Kriterium für mich ist immer, dass der Hof zumindest eine gepflegte und aktuelle Website besitzt. Profile auf Instagram, Facebook und Co. sind ein netter Zusatz, den ich aber nicht für ein Muss halte. In der heutigen Zeit ist der Internetauftritt quasi die Visitenkarte des Betriebes. Sie geben mir als Suchenden Informationen über den Betrieb und über das Team. Eine gepflegte Website sowie ein regelmäßiges Hochladen von Bildern sind ein Zeichen für Organisiertheit. Sie geben auch Einblicke, was zu den unterschiedlichen Jahreszeiten gemacht wird und wer auf dem Hof so alles beschäftigt ist.
5. Ein frischer Post sagt mehr als 1000 alte Bilder
Doch auch das Internet hat Tücken! Das durfte ich am eigenen Leib erleben. Websites zum Beispiel können gepflegt aussehen, jedoch schon lange nicht mehr aktualisiert worden sein. Nicht immer ist ersichtlich, wann sie zuletzt überarbeitet wurden. Bei den sozialen Medien ist dies einfacher. Besonders wichtig ist, dass die Bilder auf den Profilen nicht mehrere Jahre alt sind und regelmäßig gepostet wird. Denn am Ende ist man nur enttäuscht, wenn man vor dem Betrieb steht und nichts ist wie im Internet beschrieben. Eigentlich sind nur zwei Schlagwörter von enormer Wichtigkeit: Aktualität und Aktivität!
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