26.02.2020 ● Redaktion agrajo
Der Deutsche Imkerbund e.V.
Frau Friedrich, gibt es für Sie einen persönlichen Bezug zur Imkerei und wie sind Sie zum Deutschen Imkerbund gekommen?
1991 las ich eine Stellenanzeige in unserer Tageszeitung und habe mich kurzerhand beworben, obwohl mein Wissen um Biene und Co. damals noch sehr begrenzt war. Ich fand das Sachgebiet trotzdem spannend und faszinierend und das ist bis heute so geblieben. Mittlerweile habe ich natürlich den üblichen Weg einer Imkerin genommen. Ich habe einen Anfänger- und Honigkurs absolviert und bin Mitglied in einem Imkerverein.
Welche Aufgaben hat der Deutsche Imkerbund allgemein? Welche Aufgaben übernehmen Sie persönlich?
Der D.I.B. wurde 1907 gegründet und ist heute die größte Interessensvertretung der Imker auf europäischer Ebene. Seine vorrangige Aufgabe ist es, die Bienenhaltung zu fördern. Das geschieht, indem er die Interessen der Bienen und Imkereien auf Bundes- und EU-Ebene vertritt, bei Gesetzesvorhaben mitwirkt und eine breite Öffentlichkeitsarbeit leistet. Steter Kontakt mit politischen Vertretern und Verantwortlichen aller Imkerverbände und anderen Organisationen ist immens wichtig, um die Lebensbedingungen aller Blüten bestäubenden Insekten zu verbessern, Bienenkrankheiten und Nahrungsmangel zu bekämpfen und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kritisch zu begleiten.
Meine Aufgaben sind genauso vielfältig. Ich teile sie gerne auf in innerverbandliche Arbeit und die Darstellung des D.I.B. nach außen. Zur Kommunikation nach innen gehören zum Beispiel die Redaktion unseres Informationsblattes D.I.B. AKTUELL, Veröffentlichungen in Imker-Fachzeitschriften, die Pflege der Homepage, der Besuch von Veranstaltungen der Mitgliedsverbände, die Unterstützung der Vereine mit Pressetexten und Fotos, die Organisation eines jährlichen Jungimkertreffens u.v.m.
Nach außen ist mir u. a. die Aktualität unserer Homepage, das Schreiben von Pressemeldungen und des Jahresberichtes, der Besuch von Messen, die Gestaltung von Informationsflyern wichtig.
Unser aktuelles Projekt heißt Der D.I.B. auf Instagram. Damit wollen wir besonders jüngeren Bienenbegeisterten zeigen: Es ist nicht „old-fashioned“, Mitglied im Verein zu sein.
Wer kann bei Ihnen Mitglied werden? Welche Vorteile sehen Sie persönlich für Imker, die sich dem Deutschen Imkerbund anschließen?
Wir, der Deutsche Imkerbund e.V., haben laut Satzung nur 19 Mitglieder, das sind die Imker-/Landesverbände. Jeder, der in einen Imkerortsverein eintritt, ist automatisch Mitglied eines dieser Landesverbände und damit auch D.I.B.-Mitglied.
Ich sehe viele Vorteile in der Mitgliedschaft. Besonders Anfänger benötigen in der ersten Zeit praktische Hilfe, denn Bienenhaltung lernt man nicht in ein paar Wochen und vor allem nicht mit Videos im Internet. Vereine bieten Kurse an und stellen Anfängern danach einen erfahrenen Paten zur Seite. Ich habe zum Beispiel die ersten zwei Jahre gar keine eigenen Völker angeschafft, sondern mit meinem Imkerpaten zusammengearbeitet, um Routine in den Abläufen zu bekommen. Auch findet man in den Vereinen Züchter, die gute, friedfertige Bienenvölker abgeben. Und im Mitgliedsbeitrag ist die günstige Versicherung dabei, die im Schadensfall auch bestens betreut.
Ein weiterer Vorteil ist für mich unsere Marke Echter Deutscher Honig, die nur D.I.B.-Mitglieder nutzen dürfen. Dieses Warenzeichen ist neben der Maggi-Flasche das älteste auf dem deutschen Lebensmittelmarkt und 95 Jahre alt. Es ist beim Verbraucher als hochwertiges, regionales Qualitätsprodukt bekannt und Nutzer werden vom D.I.B. mit Rund-Um-Service, beispielsweise durch eine verbandseigene Honigmarktkontrolle, unterstützt.
Letztendlich muss natürlich die Chemie stimmen. Aber bei rund 2.600 Vereinen ist sicher für jeden der richtige dabei.
Welchen Stellenwert hat die Imkerei in Deutschland Ihrer Meinung nach? Warum sind das Erhalten und Fördern von Bienenhaltung wichtig?
Durch die vielen Medienberichte über das Bienensterben in den letzten Jahren oder das Volksbegehren in Bayern im letzten Jahr weiß mittlerweile jeder, dass wir etwas für Bienen tun müssen. Zwar sind vom Bienensterben insbesondere Wildbienenarten betroffen, aber durch die Globalisierung, die Umstrukturierung unserer Kulturlandschaft, die klimatischen Veränderungen und die intensive Landbewirtschaftung haben auch Honigbienen Probleme, die sie ohne die Pflege des Menschen alleine nicht mehr bewältigen können.
Wir Menschen brauchen Bienen, denn sie sind neben anderen Insekten bedeutende Bestäuber, die zum Erhalt vieler Kultur- und Wildpflanzen beitragen und Nahrungsgrundlage für andere Tiere schaffen.
Und wir essen gerne und viel Honig. Die Imkereien in Deutschland produzieren ca. ein Viertel des Verbrauchs und sorgen mit ihren Bienen gleichzeitig für den Erhalt der Umwelt.
Sie sind für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach, das Thema Bienenhaltung publik zu machen und warum?
Bis 2007 hieß unsere Devise Nachwuchswerbung, denn die Zahl der Imkereien in Deutschland ging rapide zurück. Durch Werbeoffensiven, wie zum Beispiel das Jahr der Frau in der Imkerei oder den Tag der deutschen Imkerei, haben wir mit unserer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit dazu beigetragen, dass eine Trendwende eingetreten ist. Heute haben wir Steigerungsraten von jährlich 5 %, davon träumen andere Branchen. Die Zahl der Bienenvölker sinkt daher nicht, beträgt aber im Vergleich zu 1950 nur noch 40 %.
Deshalb liegt der Fokus heute darauf, dass die Zahl der betreuten Bienenvölker pro Imker wieder steigt. Dies ist aber nur dann möglich, wenn vom Frühjahr bis zum Herbst und auf dem Land wie in der Stadt gute Nahrungs- und Lebensbedingungen für Bienen existieren. Im Mittelpunkt der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit liegt daher die Aufklärung der Bevölkerung, der Kommunen und der Landwirtschaft, wie diese Bedingungen herstellbar sind.
Ein Beispiel: In Wohnsiedlungen entstehen immer mehr Steingärten – Wüsten für Insekten. Deshalb haben wir ein Infoblatt „Blühende Gärten statt Schotterwüsten“ auf unserer Homepage veröffentlicht und an die Vereine für deren Öffentlichkeitsarbeit verteilt.
Zum Schluss interessiert uns noch: Gehört Honig auch zu Ihrem Start in den Tag? Wenn ja, verraten Sie uns Ihre Lieblingssorte?
Ja, auf alle Fälle. Aber nicht nur am Tagesanfang nutze ich Honig zum Tee, sondern er gehört bei mir einfach in die Küche und an den Arbeitsplatz. Im Dienst esse ich schon mal einen Teelöffel Blütenhonig als Energiespender, zu Hause beim Kochen nutze ich Robinienhonig für Salatdressings, Joghurt und Süßpeisen, für den Braten oder für die Grillmarinade wähle ich meist Waldhonig. Ich esse aber auch gerne einmal seltenere Sorten wie Buchweizen- oder Heidehonig.
Deshalb habe ich meist ganz unterschiedliche Sorten zu Hause, denn jede hat ihre Vorzüge.
Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für unsere Fragen genommen haben!
Autor: agrajo-Redaktion
Bildquelle: pixabay.com; deutscherimkerbund.de; Aumeier