28.02.2022 ● Theresa Paape
Interview: Was macht ein Herdenmanager?
Wer kümmert sich auf einem landwirtschaftlichen Betrieb um die Tiere? Und hat jemand, der sich um die Tiere kümmert, jemals Feierabend?
Mirco Raddatz hat einen Master of Science im Bereich Agrarmanagement und arbeitet als Herdenmanager. Wir haben mit ihm über seinen Arbeitsalltag und die Aufgaben, die bei einer Herde von circa 80 Milchkühen anfallen, gesprochen. Erfahre spannende Insights über den Beruf eines Herdenmanagers!
Steckbrief: Unser Interviewpartner im Überblick
Damit du unseren Interviewpartner etwas besser kennenlernst, haben wir dir die wichtigsten Informationen im kurzen Überblick zusammengefasst
- Name: Mirco Raddatz
- Alter: 33
- Position: Herdenmanager
- Betrieb: Kraus GbR
- Bewirtschaftung: Ackerland, Wiesen, Wald
- Standort: Bayern
- Spezialisierung: Tierhaltung – Milcherzeugung
- Abschluss: M.Sc. Agrarmanagement an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Bitte stellen Sie kurz den Betrieb vor, auf dem Sie arbeiten. Wie lange sind Sie dort bereits beschäftigt?
Mirco Raddatz: Der Betrieb, bei dem ich als Herdenmanager angestellt bin, ist ein Familienbetrieb im Norden Bayerns, in der Nähe von Amberg. Außer mir arbeiten auf dem Betrieb noch der Betriebsleiter und seine Frau sowie ein weiterer Angestellter.
Mit diesem Personal bewirtschaften wir etwa:
- 100 ha Ackerland (Raps, Winterweizen, Wintergerste, Sojabohnen und Silomais)
- 50 ha Wiesen
- 30 ha Wald
Im Bereich Milchvieh haben wir ca. 80 melkende Kühe plus Nachzucht. Außerdem haben wir seit Anfang 2017 eine Biogasanlage mit 75 kW zur Verwertung der anfallenden Gülle.
Wie sind Sie zum Beruf Herdenmanager gekommen?
Mirco Raddatz: Mein Interesse an der Landwirtschaft ist während eines 9-monatigem Aufenthalt auf Island 2006/2007 entstanden, wo ich auf einem Milchviehbetrieb gearbeitet habe. Daher habe ich an der TU München in Weihenstephan zunächst im Bachelor Agrarwissenschaften studiert. Darauf aufbauend habe ich den Master in Agrarmanagement absolviert, der von der TU München in Kooperation mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf angeboten wurde.
Dieser praxisnahe Studiengang ist darauf ausgerichtet, einen landwirtschaftlichen Betrieb zu führen. Während des Studiums habe ich mich auf Tierhaltung und insbesondere auf Milcherzeugung spezialisiert. Nach dem Studium bin ich von einem befreundeten Landwirt gefragt worden, ob ich die Stelle als Herdenmanager auf seinem Betrieb übernehmen möchte.
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Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus? Welche Aufgaben übernehmen Sie als Herdenmanager auf den Betrieb?
Mirco Raddatz: Der Tag als Herdenmanager beginnt morgens mit einem Rundgang durch den Stall zur Tierkontrolle. Dabei wird überprüft, ob die Milchkühe gesund sind und ob Besamungen anstehen. Diese werden bei uns durch einen Besamungstechniker vorgenommen, auf anderen Betrieben aber auch durch den Herdenmanager selber. Des Weiteren lege ich den Tieren morgens und abends frisches Futter vor. Wenn es nötig ist, helfe ich auch beim Melken der Kühe aus. Insbesondere auf größeren Betrieben steht dafür aber eigenes Personal zur Verfügung.
Tagsüber erledige ich alle Arbeiten, die rund um die Kühe und den Stall anfallen:
- Die Überwachung der Geburten sowie der Gesundheit der Tiere
- Die Boxenpflege (Einstreuen und Misten)
- Die Nachzucht, das Füttern und die Klauenpflege der Tiere
Außerdem kümmere ich mich um Tierverkäufe. Im Sommer helfe ich zudem bei der Silagegewinnung. Ein zunehmend wichtiger Teil meiner Arbeit ist die tägliche Dokumentation der Arbeiten, da von der Behandlung der Tiere über die Zu-und Abgänge in der Herde bis zum verwendeten Futter alles genau nachvollziehbar sein muss. Hierbei helfen mir moderne Managementprogramme. Der Tag endet in der Regel mit einem abschließenden Rundgang durch den Stall.
Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Freude? Welche Herausforderungen bringt der Beruf Herdenmanager mit sich?
Mirco Raddatz: Am meisten Freude macht mir die tägliche Arbeit mit den Tieren. Wenn ich sehe, dass es den Kühen gut geht, weiß ich, dass meine Arbeit als Herdenmanager erfolgreich war. Darin liegt aber auch eine der größten Herausforderungen, da sehr viele Aspekte zu berücksichtigen sind, damit die Kuh optimal versorgt ist.
Insbesondere in Zeiten, in denen es stressig wird, ist es nicht immer einfach, den Überblick über die Milchkühe zu behalten. Man muss sich und seine Entscheidungen immer neu hinterfragen und seine Arbeit als Herdenmanager jeden Tag überprüfen.
Warum sollte man Ihrer Meinung nach den Beruf Herdenmanager wählen? Sehen Sie einen Trend, dass Herdenmanager zukünftig noch gefragter werden?
Mirco Raddatz: Als Herdenmanager hat man einen sehr vielseitigen und abwechslungsreichen Arbeitsalltag, ist viel an der frischen Luft und bekommt ausreichend Bewegung. Die Arbeit mit den Tieren macht Spaß und man kommt außerdem mit vielen Leuten in Kontakt.
Wer an diesen Dingen Freude hat, für den ist der Beruf des Herdenmanagers gut geeignet. Aufgrund der Tatsache, dass die Betriebe zunehmend größer werden und dass viele Landwirte ein Problem damit haben, Nachfolger zu finden, werden Herdenmanager auch in Zukunft sehr gefragt sein.
Was sollten zukünftige Herdenmanager mitbringen? Wer kann Ihrer Meinung nach Herdenmanager werden?
Mirco Raddatz: Eine Ausbildung zum Landwirt oder ein Hochschulstudium der Landwirtschaft sollte man absolviert haben, um den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden. Neben körperlicher Fitness sollte man darüber hinaus Freude am Umgang mit Tieren haben und bereit sein, sich mit flexiblen Arbeitszeiten zu arrangieren, da die Tiere nun mal nicht um 17 Uhr Feierabend machen.
Wir danken für das Interview und wünschen Mirco Raddatz alles Gute auf seinem beruflichen Weg!
Anm.d.Red.: Mirco Raddatz hat im Sommer 2021 den Betrieb verlassen und eine neue Stelle angetreten.
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